WERDERFREUNDE: 2G-Regelung stößt bei den Werder-Fans auf Gegenliebe

Von Daniel Cottäus - DeichStube vom 24.09.2021

Bremen – Ingo Lüttecke hält es für gut möglich, dass sie ihn schon bald erreichen werden, die Nachrichten, deren Tonfall sich irgendwo zwischen leichter Irritation und echter Verärgerung bewegt. Deswegen hat er sich, für den Fall der Fälle, seine Antwort auch schon zurechtgelegt.

„Das Leben muss ja weitergehen, und wir als Vorstand unterstützen die Vorgehensweise des Vereins“, sagt der Präsident des Fanclubs „Werderfreunde Emsland Süd“, der die Einführung der „2G“-Regelung im Wohninvest Weserstadion ausdrücklich begrüßt – sich aber eben vorstellen kann, dass nicht alle der 330 Fanclub-Mitglieder gleicher Ansicht sind: „Es wird Diskussionen geben.“

Ab dem kommenden Heimspiel gewährt der SV Werder Bremen nur noch geimpften oder genesenen Personen den Zutritt ins Stadion, was vor allem die Impfgegner unter den Fans nicht gerade freuen dürfte, müssen sie doch fortan draußen bleiben. Mehrheitlich kommt die Entscheidung des Zweitligisten in der Fanszene aber gut an, wie eine (noch laufende) Online-Umfrage der DeichStube zeigt – und es gleich drei Fanvertreter berichten.

Mehr als 8000 Personen hatten bis Freitagmorgen auf deichstube.de die Frage „Werder wechselt auf „2G“ im Weserstadion: Wie findest du das?“ beantwortet – 83 Prozent von ihnen mit: „Gut! Endlich wieder ein volles Stadion mit vollem Stadionerlebnis!“ Dank „2G“ fallen künftig etliche Corona-Einschränkungen weg, allen voran die Kapazitätsgrenze. Während das kommende Heimspiel des SV Werder Bremen gegen den 1. FC Heidenheim (1. Oktober) noch als Testlauf mit „nur“ 30.000 Zuschauern geplant ist, soll gegen den FC St. Pauli (30. Oktober) erstmals wieder die Volllast von 42.100 Fans erreicht werden.

„Wir freuen uns darauf, dass das Stadion endlich wieder voll sein kann“, sagt Kirsten Sander, die dem Dachverband Bremer Fanclubs angehört und zudem Mitglied im Fanclub „WFC #twerder“ ist. Mitleid mit denen, die künftig nicht mehr kommen dürfen, hat die 45-Jährige nicht: „Wer die Möglichkeit dazu hatte, sich impfen zu lassen, und es bis jetzt immer noch nicht getan hat, ist selber schuld.“ Ausgeschlossen werde in ihren Augen niemand. Zumal es ja auch Ausnahmeregelungen gebe. In der Tat kommen Personen, die ein Attest vorlegen können, dass sie aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden dürfen, sowie Schwangere und Minderjährige auch künftig mit einem negativen Testergebnis ins Stadion.

Für den Verein sei ein volles Haus wirtschaftlich enorm wichtig und für die Fans aus emotionaler Sicht ebenso, betont Sander: „Jetzt hoffen wir darauf, dass auch die Ultras wieder zurückkehren.“ Während der Pandemie war die aktive Fanszene dem Stadion bisher ferngeblieben, weil sie angesichts des begrenzten Zuschauerkontingents das Motto „Alle oder keiner“ vertrat. Endet nun der Boykott? Die DeichStube hat bei drei Ultra-Gruppierungen angefragt. Geäußert hat sich keine. Bei Werder Bremen gehen sie jedenfalls davon aus, dass es zur Rückkehr der Ultras kommt – zumal es gegen Heidenheim auch erstmals wieder Stehplätze im Stadion gibt.

Sicher ist: Ingo Kläner wird während der Partie live vor Ort sein und zuvor bereits eine richtungsweisende Änderung innerhalb seines Fanclubs auf den Weg gebracht haben. Der 61-Jährige steht dem mit 1979 Mitgliedern größten aller Werder-Fanclubs mit Namen „27801“ vor und möchte die „2G“-Regel übernehmen. „Ich halte das für sehr sinnvoll. Für unsere Auswärtsfahrten führen wir das auch ein“, sagt Kläner. Heißt: Demnächst darf nur noch mit in den Bus steigen, wer geimpft oder genesen ist. „Das wird sicherlich Proteste geben, aber wir ziehen das durch“, sagt Kläner.

Ganz so entschlossen sind die „Werderfreunde Emsland Süd“ noch nicht. Bis zur Rückrunde hat der aktuelle „Fanclub des Jahres“, den Werder Bremen in jeder Saison offiziell kürt, weiterhin keine Stadionbesuche geplant. Präsident Lüttecke erklärt: „Grundsätzlich wollen auch wir 2G bei unseren Fahrten umsetzen, aber im Moment ist uns der organisatorische Aufwand noch zu groß.“