FRIEDRICH-NAUMANN-STIFTUNG: Emsland in Zukunft „Prototypregion“?
Meppen. Die „Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit“ hat das „1. Startup- und Unternehmensforum“ in Meppen veranstaltet. Fachreferenten, Unternehmer und Gründungswillige sprachen in den Räumen der „CorneXion GmbH“ im „Alten Güterbahnhof“ über die Chancen von Startups im Mittelstand.
Nach eigenen Angaben will die Stiftung mit ihrem Engagement den Mittelstand in der Region stärken und eine Startup-Kultur etablieren. Die in Meppen ansässige CorneXion GmbH versteht sich als regionaler Partner und will den Mittelstand mit Startups (schreibbar ach als start-up) zusammenbringen. Die Veranstaltung soll künftig zweimal im Jahr stattfinden.
Ein Startup-Unternehmen ist eine Unternehmensgründung mit einer innovativen Geschäftsidee und hohem Wachstumspotenzial.Im Rahmen der Auftaktveranstaltung sollte erörtert werden, ob Startups die Lösung für die Herausforderungen des Mittelstandes sein können. Wer als Unternehmen die Märkte der Zukunft erobern wolle - so die Veranstalter - müsse neue Wege gehen. Die Digitalisierung erfordere die Veränderung vorhandener Denkmuster.
Der deutsche Mittelstand und Startups stünden für Innovation und Unternehmergeist, aber beide lebten oft noch in verschiedenen Welten und Arbeitskulturen. Das „Startup und Unternehmensforum“ möchte zukünftig in der Region Emsland neue Impulse geben und Netzwerke knüpfen. Ziel sei es, zwischen lokalen Unternehmern und regionalen und überregionalen Netzwerken aus der Startup-Szene, Branchenexperten und Investoren zu vermitteln. Kooperationspartner sind die „Wachstumsregion Ems-Achse e. V.“, die „Emsland GmbH“ und das „Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle.“
Gründerfreundliches Umfeld
Als Vertreter der Stiftung hatte Ingo Lüttecke die Veranstaltung eröffnet, die mit Fachvorträgen fortgesetzt wurde. So informierte Lorenz Jellinghaus über rechtliche Risiken. Die Fragen nach einem gründerfreundlichen Umfeld wurden in einer anschließenden von Andreas Bernaczek und Jens Menke (beide CorneXion) moderierten Podiumsdiskussion lebhaft diskutiert.
Paul-Maria Hülsmann, erfolgreicher Gründer einer Immobilienplattform in Hamburg, sieht in Großstädten mit Universitätsstandorten deutliche Vorteile für Startups. Aus seiner Sicht sei dort nicht nur das Marktumfeld in der Regel besser, sondern auch der hochqualifizierte Personalnachwuchs könne erfolgreicher gefunden werden. Aus der Sicht von Jan Pleis vom „Gooe-Netzwerk“ aus dem ostfriesischen Raum sind die Metropolregionen dagegen nicht zwingend das beste Umfeld für Gründungen. Wichtig sei, dass man am Standort gute Entwicklungsmöglichkeiten, die richtige Beratung und ein funktionierendes Netzwerk habe. Das sei im hiesigen Raum gegeben. Im Emsland mit seinen großen Unternehmen sei zudem der Kontakt auch zu weltweit agierenden Großunternehmen möglich.
Emsland als „Prototypregion“
Dirk Lüerßen von der „Wachstumsregion Ems-Achse“ stellte dem Bild vom gründerfreundlichen Uni-Umfeld in Großstädten die Vorteile des Emslandes mit seiner gesunden mittelständischen Prägung und sehr gut funktionierenden Netzwerken gegenüber. Vorteile sieht er in der bereits sehr guten Beratungsstruktur.
Man müsse Gründern eben nicht nur Räume zur Verfügung stellen, sondern auch das dazugehörige Netzwerk. Das habe das Emsland. Aber nichts sei so optimal, dass man es nicht noch verbessern könnte. So sei zur Verbesserung der vorhandenen Infrastruktur ein flächendeckendes Mobilfunknetz notwendig und die Verbindungen in die Niederlande müssten intensiviert werden.
Unter diesen Prämissen sieht er für das Emsland die Chance eine „Prototypregion“ mit optimalen Strukturen, schnellen Entscheidungen und guten Netzwerken zu werden.
Martin Gehrenkamp als Erster Kreisrat des Emslandes, sieht den Landkreis bereits heute in einer Spitzenposition. „Wir brauchen uns gegenüber den Zentren nicht zu verstecken.“ So biete die Emsland GmbH bereits seit 20 Jahren erfolgreiche Existenzgründungsberatungen an. Effiziente Verwaltungen böten ein Umfeld mit schnellen Entscheidungen in einer Region mit Vollbeschäftigung und strukturell tollen Rahmenbedingungen. „Wir sind sehr erfahren und haben mit den etablierten und hervorragend funktionierenden Netzwerken sogar klare Vorteile.“
Heidi Ricke als Geschäftsführerin der Emsland GmbH verstärkte diese Aussage. Wichtig sei es, Gründern ihre Möglichkeiten aufzuzeigen. Dafür gebe es neben der Emsland GmbH weitere umfangreiche Unterstützungsleistungen, die es in Ballungsräumen häufig nicht gibt. Auch der leichtere Zugang zu Fachpersonal sei nicht das Problem. Auch hier gebe es die richtigen Fachleute und innovativen Geister. Für eine noch bessere Durchgängigkeit wirtschaftlichen Denkens wünschte sie sich eine Einbindung von Themen aus der Wirtschaft in den Schulalltag.
Der FDP-Bundestagsabgeordnete Jens Beeck unterstützte diese Idee. Verbesserungswürdig sei die allgemeine gesellschaftliche Akzeptanz von Unternehmen und Unternehmensgründungen und mehr Aufklärung darüber, wie Wirtschaft funktioniert. Das könne durchaus in der Schule beginnen. Aber auch die Bürokratie müsse sich verschlanken und erkennen, dass Deutschland mit seinen Regeln und Leitplanken nicht das Maß der Dinge in Europa ist. Wichtig sei auch, das man Gründern nicht nur optimale Strukturen zur Verfügung stelle, sondern auch einen leichten Zugang zu Fördermitteln.
Laut Nina von Kayser vom Bundesamt für Wirtschaft ist das gegeben. Sie stellte das Förderprogramm INVEST vor. Kayser sagte: „Es war noch nie so einfach, einen guten Zuschuss zu bekommen.“ Nach Meinung der Veranstalter hat die Region die Zeichen der Zeit früher als andere erkannt und sich erfolgreich auf den Weg gemacht.
Zur Sache:
Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit
Die Stiftung bietet nach eigenen Angaben „liberale Angebote zur politischen Bildung“. Ziel ist es, begabte junge Menschen zu fördern. Die Stiftung setzt sich international in mehr als 60 Ländern für Menschenrechte und Demokratie ein und will es dem Einzelnen ermöglichen, sich aktiv und informiert ins politische Geschehen einzumischen. Zur Verdeutlichung der Stiftungsziele ist seit 2007 der Zusatz „für die Freiheit“ Bestandteil des Stiftungsnamens.